Das geneigte Dach bietet viele verschiedene Rückzugsbereiche für wildlebende Tiere, sofern man ihnen die Zugangsmöglichkeiten öffnet.

Dacheindeckung

Rückzugs - und Nistbereiche können sich in einzelnen Bauteilen der Dacheindeckung selbst befinden, in direkter Nähe von Ein - und Durchschlupf, oder - beim ausgebauten Dach mit hinterlüfteter Dachkonstruktion und Unterdachschalung - im Hohlraum zwischen Dachhaut und Unterdach, der auch als Zwischendach bezeichnet wird.

Mögliche Einschlupfe liegen im Bereich folgender Dachelemente:

Möglich sind im Dachbereich auch Nistkästen, die in die Konstruktion integriert sind, oder unabhängig davon ans Haus gehängt werden.

Nicht ausgebauter Dachstock (Estrich):

Der Estrich - oder ein Teil davon - kann ebenso Rückzugs- und Nistbereiche bieten. Als Einschlupf kann eines der oben aufgeführten Bauteile wirken - oder einfach ein offenes Dachstockfenster.

 


Rückzugs- und Nistbereiche im geneigten Dach
 


  Grundlagen für die Planung und den Bau von Nistplätzen im geneigten Dach

Die Möglichkeiten, Nist - und Rückzugsplätze für wildlebende Tiere im Geneigten Dach zu erhalten oder neu zu schaffen, sind so vielfältig wie die verschiedenen Materialien und Konstruktionsmethoden, die in der Welt des Bauens vorkommen. Für ein bestimmtes Detail sind verschiedenste konkrete Umsetzungen denkbar.

Beispiele zeigen

Das Projekt Bauen&Tiere zeigt exemplarisch einige dieser Möglichkeiten. Es erhebt aber nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Das hier Gezeigte soll nicht als "Rezeptur" verstanden werden, sondern als Anregung, das hier Gesehene mit dem eigenen Haus zu vergleichen und dort individuell, den eigenen Wünschen entsprechend, umzusetzen.

Gestalterischer Aspekt

Mit etwas Kreativität bei der Planung können Einschlupfe oder Landehilfen sowohl bei Neubauten als auch bei Altbauten gestalterisch gut integriert werden. Sie können auch zu optisch gliedernden Elementen werden.

Einige allgemeine Grundsätze, die in jedem Fall und unabhängig von der individuellen Detaillierung beachtet werden sollten, werden im Folgenden genannt.



  Einbezug von Bauhandwerkern, Architekten und Tierspezialisten

Renovationen an Baudetails sollten nur von Fachleuten (Bauhandwerkern) vorgenommen werden. Die bauphysikalischen Funktionen des Daches, insbesondere der Wärme- und Feuchteschutz, dürfen durch mögliche Eingriffe zur Schaffung von Nistplätzen nicht gefährdet werden.

Bei Neubauten empfiehlt es sich, Einschlüpfe und Nistplätze vom Architekten gezielt einplanen zu lassen, so dass diese Planung dann auch in der Ausschreibung für die Bauhandwerker enthalten ist. Hierzu ist es ratsam, Kontakt mit einem Tierspezialisten aufzunehmen (siehe Fachauskünfte für Mauersegler, Fledermäuse).

Die hier gegebenen Erläuterungen sowie Erläuterungsskizzen und Ausschreibungstexte sind auf Ziegeldächer bezogen, da diese noch immer am häufigsten vorkommen und vielfältige Möglichkeiten für die Schaffung von Nistplätzen bieten. Bei anderen Dachdeckungen sind, je nachdem wie die entsprechenden Baudetails aussehen, auch andere Möglichkeiten für Einschlüpfe und Nistplätze vorhanden, die den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden, jedoch mit Architekten bzw. Bauhandwerkern bei Bedarf abgeklärt werden können.


  Spezifische Ansprüche

Die einzelnen Tierarten haben spezifische Ansprüche:

Doch es gibt Allgemeines, das nachfolgend beschrieben ist.


  Begrenzung von Nistbereichen im Zwischendach

Will man die Nistbereiche im Dach in Grenzen halten, empfiehlt sich eine Abgrenzung des Nist - und Durchschlupfbereiches zum übrigen Dachraum hin durch Einbau von Lochblechen, Draht - oder Kunststoffgittern. Bei Nistbereichen im Zwischendach, die entsprechend klar abgegrenzt sind, kann man zur Reinigung eines Nistplatzes ausserhalb der Nistzeiten eine darunter liegende, vom Estrich aus abnehmbare Klappe einbauen.

Zwischendächer sind als Nistbereiche geeignet, wenn das Zwischendach durch eine Holzverschalung vom Unterdach abgegrenzt ist. Das Unterdach selbst mit der Wärmedämmung muss für Tiere unzugänglich bleiben.

Ungeeignet zur Schaffung von Nistplätzen im Zwischendachbereich sind:

  • Dächer mit unbelüfteter Deckung
  • Zwischendachkonstruktionen mit Unterspannbahn. Hier kann man gezielt lokal Holzauflagen platzieren, um Nistmöglichkeiten zu schaffen.


  Griffige Materialien

Wichtig für Einschlupf, Durchschlupf und Nistbereich ist grundsätzlich, dass die Materialien, an denen sich die Tiere festhalten und auf denen sie sich bewegen, rauh und griffig sind.

Bauteile aus Holz sollten deshalb im Bereich des Dachstuhls nach Möglichkeit in sägerohem Holz ausgeführt werden oder punktuell dort, wo sich die Tiere bewegen (Einschlupf, Durchschlupf und Nistbereich), mittels Holzfeile und Stechbeitel aufgerauht werden. Ist für Bauteile im Aussenbereich eine Lackierung vorgesehen, kann man unterhalb des Einschlupfes einen etwa handtellergrossen Putzträger befestigen, auf den rauher Mörtel oder Rauhverputz aufgetragen werden. Wird diese Stelle anschliessend übermalt, ist sie dennoch rauh genug, dass die Tiere Halt finden.

Durchschlupfe und Nistplätze für Vögel in schräg abfallenden Dachbereichen (im Zwischendach oder im Hohlraum einer Untersichtschalung hinter der Ziegelleiste) sollten durch Einlegen einer rauhen Platte (z.B. Weichfaserplatte oder sägerohe Holzplatte) griffig gemacht und durch eine in der Ebene der Konterlattung montierte Leiste vor dem Abrutschen gesichert werden.

Bauteile aus Metall, Stein oder Kunststoff, die eigentlich zu glatt wären, um Tieren Halt zu bieten, können mit wenigen Hilfsmassnahmen dennoch Einschlupfmöglichkeiten gewähren. Durch die Befestigung eines straff gespannten Draht - oder Kunststoffgitters oder eines ca. 10 x 10 cm grossen, rauhen Holzbrettes an einem Bauteil unterhalb des Einschlupfes kann man hier Landestellen anbieten, von denen aus die Tiere z.B. hinter ein Abdeckblech, in einen Lüftungsschlitz oder in eine Untersichtschalung schlüpfen können. Mit der geeigneten Farbwahl und Montage kann dabei eine gute Integration in die Fassadengestaltung erreicht werden.


  Holzschutzmittel

Auf den Einsatz chemischer Holzschutzmittel sollte man in der Regel verzichten, da die Tiere in Durchschlupf - und Nistbereichen in engem Kontakt zu den behandelten Bauteilen sind und dabei die Giftstoffe direkt in den Körper aufgenommen werden. In Zeiten minimaler Körperfettreserven können diese dann tödlich wirken.

Ist der Einsatz chemischer Holzschutzmittel unumgänglich (z.B. im Aussenbereich), empfiehlt sich eine Abklärung, welche Mittel für die betreffenden Tiere ungefährlich sind. Entsprechende Informationen können bei der Fachauskunft, die im Kapitel "Ansprüche" der jeweiligen Tierart angegeben ist, abgerufen werden (Aktuelle Liste der in Fledermausquartieren einsetzbaren Produkte --> Schweizerischen Koordinationsstelle für Fledermausschutz.

Sind zum Schutz der Holzkonstruktion vor Schädlingen bekämpfende Massnahmen notwendig, ist das ungiftige Heissluftverfahren allen anderen Massnahmen vorzuziehen. Ist Vorbeugung notwendig und der Einsatz chemischer Holzschutzmittel unumgänglich, sind folgende Richtlinien einzuhalten:

  • Es dürfen keine Fledermäuse zum Zeitpunkt der Holzbehandlung anwesend sein.
  • Die Holzbehandlung muss mindestens vier Wochen vor dem erwarteten Eintreffen der Fledermäuse abgeschlossen sein, damit die Lösungsmitteldämpfe entweichen können.


  Nicht ausgebauter Dachstock: Estrich

Ein Estrich kann, wenn er selten begangen wird, von verschiedenen Tierarten genutzt werden. Steinmarder, Tauben oder Siebenschläfer gehören zu ihnen, wobei diese Tiere keine grossen Ansprüche an ihn stellen und zugleich meist keine grosse Freude bei den Besitzern hervorrufen.

Sollen unerwünschte Tiere wie Tauben oder Steinmarder aus einem Estrich verbannt werden, kann dies mit diversen Massnahmen erreicht werden, ohne dass gleichzeitig z.B. Feldermäuse auch ihr Quartier verlieren. (siehe unter Ansprüche --> ungebetene Gäste (Mauersegler, Fledermäuse)).

Will man dagegen einen Teil eines Estrichs Fledermäusen zur Verfügung stellen, müssen spezifische Bedingungen geschaffen werden: Er muss warm (im Sommer), dunkel, störungsarm, zugluftfrei sein und muss über einen geeigneten Zugang verfügen. Bei der Planung eines solchen Vorhabens lohnt es sich, mit der Koordinationsstelle Ost für Fledermausschutz Kontakt aufzunehmen.



last update:   
25.11.2003

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